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Science Fiction – Leseprobe aus dem Kapitel “Alter Freund”

Science Fiction Roman: Connors Licht – Begegnung der fünften Art

Heute unterbreche ich meine Schreibwut am Science Fiction Roman wieder für einen Moment und bringe  einen rohen, noch unkorrigierten Ausschnitt aus einem einleitenden Kapitel “Alter Freund”. Viel Spaß beim Lesen!

Die blauweißen Vorhänge tanzen sanft und gemächlich am Fenster, als Connor die Augen öffnet. Er setzt sich auf, wuschelt kurz durch seine Haare. Die Gedanken vor dem Schlafengehen haben ihn bis in den Traum verfolgt. Unruhig hat er geschlafen, sich hin und her gewälzt.
‚Wird sicher mit an der Coke gelegen haben.‘ sinniert er. Aber er weiß, eigentlich sind es die Zweifel an seiner Idee, seinen Schlußfolgerungen. Zweifel an der möglicherweise absurden Annahme, daß er, Connor Lewis, ein schrulliger Einsiedler in den mittleren Jahren, irgendwo draußen im grünen Nirgendwo, dieser Sache, diesem Experiment, gewachsen ist. Daß ein wenig Kreativität bei der Wahl der technischen Mittel, eine Prise Ignoranz beim Einschätzen seiner Erfolgschancen und eine explosive Mischung aus Trotz gegenüber der restlichen Welt und Abenteuerlust eines wettbewerbsmüden Außenseiters, tatsächlich zur Begegnung mit außerirdischen Wesen oder deren Technik führen sollte.

Möglicherweise liegt er völlig falsch und versucht sich in der sinnlosen Kontaktaufnahme mit den geheimen Hightech-Spielzeugen des militärisch-industriellen Komplexes? Connor spannt die Lippen, atmet schwer durch die Nase aus, dreht sich aus dem Bett und setzt die Füße auf den Boden. Lange starrt er dahin, wo er den groben Teppich unter den Sohlen spürt.
‚Hab ich wirklich die Bodenhaftung verloren? Bin ich nach den ganzen Bemühungen, mit meinen Anflügen von Kunst und den schrägen Erfindereien, meinen Platz in der Welt zu finden, irre geworden? Kann mich nicht dauerhaft anpassen, okay. Mein Fehler. Bin kein Teamplayer, okay – ist auch mein Problem. Aber, wer kann mir mit SICHERHEIT sagen, daß meine Ideen absolut neben der Realität liegen, totaler Mist sind? Nur, weil ich, als Individuum nich’ dem gesellschaftlichen Wunschkonzept entspreche, nur, weil ich verquer zu denken bevorzuge? Wie soll ich denn glaubwürdiges, von konventionellen Institutionen akzeptiertes Material zustandebringen, wenn ich so absolut nicht dem Schema einer vertrauenswürdigen Persönlichkeit nahekomme, keine elitäre Reputation vorweisen kann? Hab ja nichtmal ‘nen Doktortitel…‘

Connor weiß, egal, ob er es -im Falle das Experiment gelingt- mit einer fremdartigen Lebensform zu tun hat oder eben mit den Ergebnissen einer geheimen, extrem fortschrittlichen, aber dennoch menschlichen Technologie, er muß für deren Vorhandensein Belege vorweisen können, die unabhängig von seiner Person Bestand haben. Wenn Menschen in der Lage sind, ein eventuell abgestürztes Flugobjekt einer anderen Wesensart zu reproduzieren oder Teile dieser Technik zu nutzen, so würde man doch alles, was er an Belegen zu bringen im Stande wäre, mit einem Fingerschnippen negieren können. Wer weiß denn, welche der teilweise spektakulären Aufnahmen von Flugobjekten und eindeutig nichtmenschlichen Lebensformen, die im Internet kursieren, Fälschung oder tatsächlich echt sind? Selbst WENN sie echt sind, nichts, aber auch gar nichts könnte man nicht so biegen, daß nicht doch Zweifel an der Authentizität aufkämen. Ja, aufkommen müssen, denn, den Gegenbeweis kann man bei einer simplen, zweidimensionalen Aufnahme nicht erbringen. Alles kann gefälscht sein, Objekte, Lichtverhältnisse, scheinbares Alter der Aufnahme, der Bewegungsverlauf…

Er weiß, er muß vor allem über dieses Detail noch recherchieren. Ihm ist beim Grübeln darüber, wie man Video- und Bildmaterial, das nicht offensichtlich typische Merkmale einer Fälschung aufweist, mittels Technik als Fälschung überführt, ein richtungsweisender Gedanke gekommen. Noch nicht ganz präzise hat sich diese Option in seinen Gedanken geformt, aber er hat eine ungefähre Ahnung. Mögliche Zweifel, die man an ihm, an seiner desolaten Persönlichkeit, seiner Art zu leben, festmachen will, muß er durch objektive Fakten entkräften können. Wenn er während seines Experimentes etwas im Bild festhalten will, das unabhängig von der beobachtenden Person Bestand hat, dann muß es mehr sein, als nur ein verschwommenes ‘Ding’, oder Licht, welches im ungünstigsten Fall vor homogen-schwarzem Hintergrund eine vielerlei interpretierbare Spur zieht. Selbst, wenn der Hintergrund Gebäude, Bäume und anderes zeigen sollte, an dem man Relationen und Lichtverhältnisse festmachen könnte, so kann das eigentliche Ziel der Beobachtung immernoch einem Computer und den Fingern eines geschickten Spezialisten für Bildmanipulation entsprungen sein.
Nein, einer einfachen Aufnahme, die nur aus den Pixeln einer X/Y-Matrix besteht, bei der, im Falle eines Videos, lediglich noch die zeitliche Komponente mit einfließt, kann man immer mit Tricks beikommen, diese nach Bedarf nachträglich manipulieren. Man hat längst die nötigen Werkzeuge dafür, also wird sicher auch davon Gebrauch gemacht. Mit diesem Umstand muß der Ufo-Forscher von heute leben. Damit rechnen ebenso die, die etwas zu verbergen haben und auch Zeugen müssen damit klarkommen, die tatsächlich eine eindeutige Begegnung hatten und es nur mit Fotos, oder Videoaufnahmen untermauern wollen – welche letzendlich doch nichts wert sind.

Connor geht der Gedanke im Kopf herum, was denn wäre, wenn er tatsächlich sämtliche Glücksumstande vorliegen hätte; die Besucher landen bei schönstem Sonnenschein auf der Wiese vor seiner Hütte, es gäbe keine irgendwie geartete Strahlung, oder Einrichtung, die eine optische oder elektromagnetische Aufzeichnung unbrauchbar macht. Er hätte ideales Foto- und Videoequipment, genug Zeit zum Abdrücken, nichts ist verwackelt, selbst Bewegungen des Flugobjektes und der irdischen Umgebung sind perfekt erkennbar – all das könnte man in Hollywood am Rechner zusammenbasteln!
Selbst, wenn das Militär Radaraufzeichnungen für genau diesen Zeitraum hätte, vorausgesetzt natürlich, einer der ET-Schlafmützen hätte es nach dem Eindringen in den Luftraum versäumt, auf den Camouflage-Button zu drücken, würde ein Normalbürger diese Daten zu Gesicht bekommen? Wohl kaum. Keiner würde sein fantastisches Sonntagsvideo für etwas anderes als ambitionierte Do-it-yourself-FX halten. Zu recht! Nichts davon hätte Beweiskraft.
Es muß anders gehen und Connor ist sich sicher, es gibt diesen Weg. Er hat den Freiraum zum Experimentieren, das Querdenker-Gen, also würde es mit etwas Glück nur eine Frage der Zeit sein, daß er die Beweislast von seinen Schultern, rüber, auf kalte, unwiderlegbare, physikalische Parameter hebelt. Und, es muß eindeutig sein, fälschungssicher. Etwas, das auch die Mainstream-Medien ihren Konsumenten in der Hauptsendezeit auftischen könnten. Selbst ein technischer Amateur muß es verstehen können. Connor ist klar, irgendwer hätte mit Sicherheit wieder Interesse daran, derartiges Material zu diskreditieren. Doch das sollte ab jetzt anders werden, kein Angriffspunkt mehr für Debunker! Dabei war es auch egal, ob Militär, Industrie oder andere Gruppen dahinterstehen, die Nutzen daraus ziehen, daß der Großteil der modernen Welt immernoch wie dumme Schafe mit Arbeit, Geld und Konkurrenzdenken dirigiert und geblendet wird.
“Und ich krieg’ euch bei den Eiern!!” Er weiß noch nicht genau, wie er es technisch anstellen würde, aber er hat schon eine vielversprechende, theoretische Basis parat. Zaghaft, noch im verschlafenen Hirn vergraben, aber sie war dabei, sich in den Vordergrund, in sein von Unruhe getriebenes Bewußtsein vorzuarbeiten.

Connor gibt sich einen Ruck, steht endlich auf. Er reißt die Gardinen zur Seite, öffnet weit das Fenster und schaut in den spätsommerlichen Himmel. Keine Milchstraße ist da zu bewundern, jetzt strahlt nur eine einzige Lichtquelle durch das weite Blau. Seine Stimmung hat sich wieder gebessert, er vergräbt die Zweifel an Durchführbarkeit, Sinn und Unsinn seines Experiments, ja, möglicherweise seiner Lebensaufgabe, seiner Bestimmung, wenn es Derartiges tatsächlich gibt, weit hinter einer Barrikade aus Motivation. Mochte sie vielleicht auch nur einen Tag standhalten, er würde sie jederzeit wieder aufzubauen wissen. Seine Fantasie, sein Trotz gegenüber allen Meckerern und Besserwissern sagt ihm, er geht einen neuen Weg. Einen, der gegangen werden muß, weil ihn sich keiner zuvor einzuschlagen gewagt hat. Ob man diesen Umstand nun Engstirnigkeit, Erziehung zu kalter, nur geradliniger Vernunft oder einfach fehlender Kreativität zu verdanken hatte, ihm ist das im Moment egal. Er hat seinen Plan und den würde er, verdammt nochmal, bis zum Ende gehen.

Ein kräftiges Frühstück bringt seine Geister in Gang. Während er aus dem kleinen, holzumrahmten Küchenfenster über die Wiese zu den Hügeln schaut, schmiert er sich eine Scheibe würziges Roggenbrot und zwei Scheiben Toast. Auch, obwohl er natürlich weiß, daß die Wahl Letzterer nur Rudiment seiner alten, schlechten Eßgewohnheiten sind. Der Nährwert von Weizen ist einfach schlechter, als von Roggen. Dann ist das Paket noch aus dem Supermarkt, während er doch das vitale Korn für sein natursaueres Brot vom Farmer holt. Der alte Quincy ist einer der Wenigen in der Gegend, die noch ohne Zwangsbindung an die Industrie düngen. Er betreibt auch keine Viehzucht, er nimmt nur Pferdedung für sein Feld und was über das Jahr an Kompost vom Kleefeld zurückbleibt.
Aller ungefähr fünf Tage rührt Connor für gewöhnlich seinen eigenen Sauerteig an, bäckt in aller Ruhe sein Brot. Heizt mit selbstgeschlagenem, inzwischen knochentrockenem Holz. Ein wenig stolz ist er schon, daß er es soweit geschafft hat. Der eigene Garten, ein kleines Maisfeld, die Kohlplantage, der Lehmbackofen neben der Hütte…
Alles Dinge, die ein Städter nicht vermißt, aber eigentlich langsam wieder kennenlernen sollte. Wie lange diese Zivilisation noch so weitermachen wird, es ist nahezu absehbar. Die Banken sterben wie die Fliegen im Winter, die Börse pendelt nicht mehr, sie oszilliert. Die Wälder werden rar, der Raubbau in den Meeren zeigt sich am Preisanstieg auf den Märkten und im Großhandel.
Connor ist sich bewußt; wenn eines Tages der große Blackout eintritt, kein Strom mehr wie selbstverständlich an jeder Zimmerwand verfügbar ist, dann dauert es nur Stunden, bis das Wasser in sämtlichen Leitungen versiegt. Später, wenn die Energie selbst nach Tagen nicht wiederkehrt und Kommunikation ohne diesen Lebenssaft des Molochs Hightech-Zivilisation flächendeckend verstummt ist, dann bricht Panik aus. Mit aller Gewalt, mit jedem Tag stärker. Dann wird den Menschen, die ständig nur damit beschäftigt waren, dieses filigrane Gebilde um die Macht des Geldflusses mit ihrer Arbeitskraft zu stützen, daß man seine Lebenszeit nicht in eine Villa, einen Swimmingpool hätte investieren sollen, sondern in die Nutzung des Landes, worauf diese nun stehen.

Lebensmittel werden das Gold sein, mit dem man ausschließlich handelt. Benzin, Öl, Minerale, alles nur Beiwerk, Restbestand. Wer diese ersten, harten Zeiten übersteht, wird sich heroisch um die kommenden Jahre kümmern müssen; wie ernähre ich meine Familie, wie beschütze ich sie, wie lege ich Vorräte an, in welcher Umgebung habe ich die besten Überlebenschancen? Alles Fragen, die schon weit vor jeder technischen Revolution als maßgebend für eine solide, zukunftsorientierte Lebensgrundlage erkannt worden waren.
Und was machen wir?

(Der Science Fiction Roman hat inzwischen in der ersten Fassung über 250 Seiten.)

- Exopolitik Deutschland (externer Link) –

 

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2 Kommentare zum Beitrag

  • schrieb am 10. Februar 2012 um 10:17 Uhr

    dieses kapitel gefällt mir gut.
    die ersten 3 abschnitte zeigen mir, worum sich conors gedanken ständig drehen. die beiden mittleren abschnitte werden mir dann aber zu technisch – da falle ich ehrlich gesagt aus der geschichte raus.
    ABER: in den letzten 3 abschnitten habe ich das bild von conor (den typ 1 deiner liste) gesehen. einer der selber anpackt, der sich vorsorglich ausklinkt aus dem konsumleben, um am tag x unabhängig funktionieren zu können. das hat mich gefesselt.
    danke, hat spass gemacht!

  • Ava
    schrieb am 10. Februar 2012 um 18:41 Uhr

    Freut mich zu hören! Es ist tatsächlich nicht leicht, für jeden Leser etwas in die Pralinenschachtel zu packen. Der eine mag vornehmlich gesellschaftsbezogene Ausführungen, der andere wissenschaftlich-technische (Ufos, Aliens, merkwürdige Maschinen…). Da ich den Roman, obwohl es natürlich um Science Fiction geht, dennoch vorwiegend in realen Dingen verankere, kommt neben dem “Bastelkram” noch einiges an sozialkritischen Tönen. In späteren Kapiteln. Die halte ich aber noch etwas hinter dem Vorhang – der Überraschungen wegen… ;)
    Wenn “mein” Connor dir einigermaßen realistisch vorkommt, dann habe ich die Figur wohl gar nicht mal so schlecht gezeichnet?! Danke für die Blumen – aber warten wir mal ab, was die eingefleischten SciFi-Fans da für ‘ne Meinung haben. Sicher viel zu wenig Ufo und Alien für soooo viele Seiten Text. ;)

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